News von der 7. Ebene

 

Nach meinem ersten Gastspiel (als Theater-Techniker) in Mosambik fragte ich mich: wie bist du eigentlich hier her gekommen ...

... und erinnerte mich.

 

Ich saß in meinem Zimmer und zählte die Kohle.

War nicht mehr viel übrig. Es wurde eng.

Ich saß jetzt da, wo ich mich selber hin katapultierte:

bei mir selbst.

Aber ich habe es so wollen. So ist es, wenn man sein Maul nicht halten kann und meint, die eigene Wahrheit ist oben drüber. Ist sie ja auch. Jedoch wem nützt es. Meistens wird man nicht verstanden, oder zum Idioten deportiert. Was soll’s, ich hab’s jedenfalls noch nie anders hin gekriegt.

Ist auch eine Linie, auf die man stolz sein kann. Aber mein Kühlschrank sagt: Arschloch! Du verhungerst.

Pass dich endlich an und reihe dich ein in die Armee der Unauffälligen.

Und vergiss deinen Stolz! Jedoch was bleibt dann von mir übrig?

Kurz um, bevor das hier noch tiefsinnig wird, ich bin mal wieder in eine Falle getappt. Meine eigene. Darin bin ich Spezialist. Ich fand das gar nicht so schlimm, wenn DIE nicht nur alle ständig Geld von mir wollten.

Geld für Wohnung, Geld für essen, Geld für Drogen, Geld für Bücher.

Geld vom Staat wollte ich nicht. Siehe Stolz. Und überhaupt. Ich fand ihn ziemlich Scheiße und von Scheiße lass ich mich nicht ernähren. Basta. Vorhang und Applaus. Das hat schon Würde. Die Runen werden davon der Nachwelt Zeugnis tun.

Ich lebe jedoch jetzt. Das heißt ich warte. Warte darauf, daß die letzten fünf Euro in meinem Geldbeutel verschwinden und ob ich dann, wenn es wirklich so weit ist, den klassischen Abgang hinkriege.

Sie fanden ihn am nächsten Morgen... usw. Bin ich aber auch zu stolz für. Und es hat keine Größe.

Hat eigentlich gar nichts. Gehen kann ja jeder.

Aber aufrecht durchhalten? Das hat schon Biß. Irgendwas von mehr. Und man fühlt sich so toll dabei.

 

...der letzte der 113 Reiter sitzt, in Würde und mit gezogenem Schwert, wissend was kommen mag, dem übermächtigen alles verschlingenden Dämon gegenüber  Wau!!!

 

Man sollte halt nicht zu viel saufen, dann kommt man auch nicht in Gefahr.

Weniger Denken hilft manchmal auch.

Aber wem nützt schon das zu wissen? Wenn man drin ist, ist man drin.

Und drin wird nicht Halma gespielt.

 

Zurück zur Geschichte. Eine Frau sagte mir: „Mike, du bist ein Traum von Freiheit, und ein Alptraum für jede Mutter.“ Eine Andere meinte: „... wenn es dich nicht gäbe, müßte man dich erfinden.“ Eine, mir weniger wohl gesonnene, Frau fragte: „Du hältst dich wohl für ein Genie? Geh mal zum Arzt!“

Keine von ihnen redet heute noch ein Wort mit mir. Ich hab sie alle nicht verstanden.

Aber wir wollten ja zurück zur Geschichte. Ich sitze also in meinem Zimmer und versuche nicht zu denken. Da kommt jemand vorbei und sagt: „Die suchen da noch einen Techniker in Stuttgart. Kannst dich ja mal bewerben.“ Zehn Minuten später waren die Bewerbungsunterlagen abgeschickt.

Theater? War ja mal ganz was Neues.

Zwei Tage später klingelte das Telefon und jemand murmelte mir ins Ohr:

„... ähm .. ja ...mal vorbeikommen...öhm...nein...äh ..ja ... öhh... morgen.“ usw.

Ich also die letzten dreifünfzig in Sprit angelegt, das Mofa vorgeglüht und ab nach Stuttgart. Da war ich ja schon ewig nicht mehr. Wenn man fast 15 Jahre auf der Alb verbrachte, ist das schon komisch. Stuttgart ! Klang irgendwie nach Timbuktu oder Fischkop. Hat alles auch ganz gut geklappt. Eine Dame, verry nervös, empfing mich und zeigte mir die Brutstätte meiner potentiellen Zukunft. Ich war begeistert.

Chaos kannte ich ja schon aus meinem eigenen Leben. Aber das !!! Das war die 7. Ebene.

Das war Perfektion! Und ich hatte Zutritt dazu.

An Geld dachte ich gar nicht mehr. Ich dachte nur noch an Hawkins und das er sich irrte.

Von wegen Ordnung in Zeit und Raum. Ich sah ihn gerade widerlegt.

Später sprach ich auch mit besagtem Anrufer, der die Last der nächsten Galaxien auf seinen Schultern zu tragen schien. Er führt mich in einen dunklen, fensterlosen Raum und raunte mir zu:

...ja, ähm, du weißt ja wie das ist...öhm. Ich wußte wie das ist.

Besagter „Weiser“ führte mich durch diverse Gänge und verschlossener Türen in die Katakomben dieses parallel Universums. Hinter der letzten Tür saß, gut getarnt durch Berge von Seltsamkeiten, ein Mensch.

Er schaute mich an. Ich schaute zurück. Er schien zu überlegen, ich tat es auch, ob er jetzt den Teufel oder die letzte Verkündigung vor sich hätte. Oder mich besser gleich ignorieren solle. Der Weise zog sich zurück in einen Duft von Traurigkeit und murmelnt: „ ...ähm... kannst ja hier mal nen bißchen aufräumen...oder so... öhm.“ Tür zu. Und Abgang.

Schweigen. Verlegen zwirbelte ich an einem Berg von Kabeln herum und versuchte irgendwo ein Anfang oder Ende zu sehen. Zwei Gladiatoren standen sich gegenüber.

Der eine hatte Hausrecht, der andere war neu.

Du-willst-jetzt-hier-doch-nicht-wirklich-diese-Scheiß-Kabel-sortieren?

... kam eine Wand auf mich zu. Ich übersetzte das in „Hey Alter, alles klar?“ Und stellt mich vor.

Ich lernte den faulsten Sack der Erde kennen. Und einen Freund.

 

Schnell war mir klar, ich hatte wieder einen Sprung geschafft. Von der ersten selbstverwalteten Klapsmühle Deutschlands in Gauselfingen-Burladingen, auch „WIR-projekt“ genannt, zur ersten steuerfinanzierten Klapsmühle Stuttgarts. Ziel: Theater mit Hindernissen. Ging mir doch runter wie Öl.

Ich schaltete erst mal auf 100% um die gröbsten Dinge anzugehen.

Nach so langerPause hatte ich ja Energie über.

Damit überrollte ich alle.

Sie schienen es sogar zu genießen. Offenbar waren hier Masochisten an Bord. Oder Hoffnungslose, die einen Funken sahen. Alle machten ihren Bückling, bis es nur noch peinlich war. Sogar der Chef der Chefs. Und ich dachte: Ey, ich lebe doch bloß. Wo ist das Problem? Und ich bekam Angst. Ich merkte, die suchen hier einen neuen Führer. Etwas schrie in mir ...die wollen dich dazu machen.

 

Ich aber mag aber keine Führer. Weder unter mir, noch über mir.

Auch nicht neben mir. Und schon gar nicht in mir. Ich mag nur Menschen.

 

Nach zwei Jahren begriff ich: ich bin wieder da gelandet, wo ich herkam.

Bei mir selbst.

 

Ist auch wichtig.